Die Anfaenge
Ich muss sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, als ich mitbekam, dass es sowas wie Computer gab. Wie die meisten Kinder der 80er Jahre dachte ich dabei an den C64, den einige aeltere Jugendliche offiziell hatten, um programmieren zu lernen, in Wahrheit spielten sie aber natuerlich darauf. Mein Elektronikbaukasten konnte meine Neugier nicht mehr stillen, ein Computer sollte es sein. Ich versuchte meine Eltern davon zu ueberzeugen, dass ich einen Computer brauche und lieh mir im Wochenrhythmus wirklich jedes Buch aus der Stadtbuecherei aus, das sie zum C64 hatten.
Ungluecklicherweise war ein C64 finanziell nicht drin, aber ein Arbeitskollege meines Vaters wollte seinen alten 8-Bit-Computer durch einen PC ersetzen. Und so kam ich in den Besitz meines ersten Computers: Schneider CPC 6128, Farbmonitor, riesige Kiste voller Disketten und dazu ein Stapel Zeitschriften mit Listings zum abtippen. Ich habe viel gespielt, Programme abgetippt, Dinge ausprobiert und gebastelt. Wer das Glueck hatte, einen C64, einen PC oder gar einen Amiga zu haben, war mit einem riesigen Angebot an Spielen konfrontiert. Meistens wurden die natuerlich kopiert und nicht gekauft. :) Mit meinem Schneider CPC stand ich aber vor einem Problem: Der war nicht nur selten, er hatte auch noch 3-Zoll-Disketten! Dieses Format hat im Prinzip nur Amstrad bzw. Schneider verwendet und der einzige Markenhersteller Maxell liess sich eine Packung mit 10 Disketten stattliche 69 Mark kosten. Irgendwann war der CPC dann final durchgespielt und mein Taschengeld hatte ich hinreichend angespart, um 1992 direkt beim Erscheinen einen Amiga 1200 zu kaufen. (Auf die Festplatte dafuer musste ich nochmal ein halbes Jahr sparen.)
Spielen und Programmieren
Zu dieser Zeit fing ich an, mir mit Computer-Support das Taschengeld aufzubessern. Im Gegensatz zum CPC war der Amiga relativ verbreitet und so hatte ich immer Kundschaft. Meistens Hobbyfilmer, die den Amiga benutzten um ihre Videos mit Titeln und Effekten zu versehen. Damals, Anfang der 90er, war das eine diffizile Arbeit, es brauchte gute Videorekorder, die sich fernsteuern liessen, die eine Aufnahme stoppen und fortsetzen konnten ohne dass es zu Bildfehlern kam - das Zeug war dermassen Teuer, dass die Kosten fuer meinen Support nicht ins Gewicht fielen.
Die 90er waren eine wilde Zeit fuer Computer. Commodore ging unter, Microsoft brachte mit viel Tamtam Windows 95 raus und machte Bill Gates zum reichsten Menschen der Welt. Mein Amiga 1200 wurde durch einen Amiga 4000 ersetzt, das Spielerepertoire war das selbe wie zuvor da es kaum noch Neuerscheinungen gab und so versuchte ich mich mit C++ und MUI. So entstand auch AmiDial, ein War-Dialer fuer den Amiga, mit dem ich etwa 20% aller 0130-Nummern durchprobiert habe auf der Suche nach einer “lohnenden” Gegenstelle. Es war zwar nicht spekatkulaeres dabei, aber der Nervenkitzel war unglaublich! :D
Waehrend nun Mailboxen vom Internet verdraengt wurden, waren aus der Mode gekommene Computer hier und da uebrig. Ich hab alles abgestaubt, was ich bezahlen oder tragen konnte. Meine Oma muss mich fuer verreuckt gehalten haben, als ich eines Tages mit einer HP3000 auf einem Bollerwagen auf das Grundstueck kam. Computer, das wars. Computer hier, Computer da. Alt, neu, sinnvoll, nuetlich oder nicht, alles musste ausprobiert, zerlegt und untersucht werden.
Meine Jugend als Kellerkind
Ich erfuellte so ziemlich jedes Klischee, was man von einem Nerd haben kann und bevor ich 18 war, habe ich insgesamt 10 Computer zumindest zeitweise besessen:
- Schneider CPC
- Amiga 1200
- Amiga 4000
- 286er von Tandon mit Monochrommonitor
- Commodore PET
- Amiga CD32
- Compaq Portable
- Atari Portfolio
- HP9000
- Irgendein 386er Laptop
Windoof? Nein Danke!
Mein erster PC, den ich nicht vor dem Schrott bewahrt sondern nur nett fragend abgestaubt habe war ein 486er, auf dem ich meine ersten Schritte mit Linux gemacht habe. Leider gab es fuer die verbaute Grafikkarte keine Treiber, sodass bei mir daheim ein sehr krudes Konstrukt entstand: Ueber Ethernet mit sagenhaften 10 MBit/s waren mein Amiga und mein 486er verbunden, die grafische Oberflaeche von Linux wurde mittels X11-Forwarding und einer Demoversion eines X11-Clients fuer den Amiga auf eben diesem ausgegeben. Dieses Setup hat mich tatsaechlich bis 2002 begleitet.
Irgendwann war es an der Zeit, meine Computerbegeisterung zu professionalisieren und so begann ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Anfang der 00er Jahre waren Computer und Internet Mainstream geworden, irgendwann benutzte ich sogar privat einen Computer mit Windows 2000.
Mittlerweile bin ich IT-Consultant, entwickle Software fuer kleine und grosse Firmen. Mein Faible fuer Computer hat nicht nachgelassen. Und um ein wenig meiner Midlife-Crisis nachzugeben, habe ich einen Schneider CPC und einen Amiga 600 zumindest als Deko im Buero stehen und hin und wieder pflege ich die Nostalgie damit.
Ach ja: Obwohl mein Interesse an Computern durch den C64 geweckt wurde, habe ich nie einen C64 benutzt. Auch, dass ich mal zwei davon geschenkt bekam, konnte es nicht aendern - ich hatte keinen passenden Monitor und habe sie weiterverschenkt.