Liste meiner Audiotest-Stuecke
Wenn man sich mit Tontechnik und HiFi beschaeftigt, kommt man oft zur Frage: Welche Stuecke hoere ich mir an, um eine fundierte Meinung ueber bestimmtes Audioequipment zu bekommen?
UPDATE: Armin hat sich die Muehe gemacht und die Liste auf YouTube Music zusammengestellt. Vielen Dank dafuer! :)
Die Liste sieht derzeit so aus:
- Moloko - I want you
- Der Titel faengt mit einer angenehmen, sehr gut aufgenommenen Saengerin an
- Was aber das Equipment so richtig fordert, ist der derbe Silikonbass
- Im Zusammenspiel mit dem Klavier, der Hammond und dem Gitarrenarpeggio eine starke Herausforderung fuer alles, was irgendwie mit Trennfrequenzen zu tun hat.
- CeeLoo Green - Bright Lights Bigger City
- Brachialer Bass
- Relativ “anstrengende” hoehen
- Ueberfordert ab einem gewissen Pegel selbst teure Kopfhoerer
- Radiohead - Weird Fishes
- Hier gehts etwas ruhiger zu und man kann sich auf das sehr fett abgemischte Schlagzeug einlassen
- Das Zusammenspiel mit den Gitarren und der sehr athmosphaerischen Stimme zeigt, wie viel “Druck” erzeugt werden kann, der nicht auf Bass sondern musikalische Komplexitaet aufbaut.
- AC/DC - It’s a long way to the top
- Eigentlich sind die Australier nur dabei, weil das Stueck so komplex ist, dass man den Unterschied zwischen 256 kbit AAC und z.B. FLAC deutlich hoert.
- WINTERPLAY - Billie Jean
- Eine extrem gut aufgenommene Coverversion von Michael Jacksons Hit.
- Wer ausgewogene Lautsprecher/Kopfhoerer sucht, kann sie hiermit finden.
- Stevie Ray Vaughan & Double Trouble - Tin Pan Alley
- Emotional aufgeladenes Stueck mit wunderschoener, cleaner Gitarre
- Zeigt wie praesent Stimmen auf dem Equipment zu hoeren sind
- Hilft, die richtige Hoerposition im Raum zu finden - die Stimme muss einem so richtig ins Gesicht druecken
- Steely Dan - Jack of Speed
- Fuer Freunde gut abgemischten Schlagzeugs!
- Die Blaeser fordern den Mittenbereich enorm
- Beastie Boys - Brass Monkey
- Das Lied ist zum Kotzen aber ein toller Test dafuer, ob der Bass fickt, wie von Bach gefordert.
- Daft Punk (feat. Pharell Williams) - Get Lucky
- Gute-Laune-Musik muss man spueren. Versprueht das Equipment mit diesem Song keine gute Laune, wird das nix mehr.
- Man hoert gut, ob Stimmen praesent sind oder sich mit dem Pop-Bass in die Quere kommen.
- Die E-Gitarre muss klar und deutlich, aber unaufdringlich zu hoeren sein.
- Crooked Still - Little Sadie
- Lassen wir mal eine Stimme gegen eine rauhe Bratsche, einen gezuppten Kontrabass und ein Banjo antreten.
- Puristisch, vorallem im Intro.
- Foo Fighters - These Days
- Dynamiktest!
- Ja, die E-Gitarren muessen Rauschen. Klingen sie zu clean, passiert irgendwo haessliches Voodoo.
- Denkt an Bach!
- Beck - Morning
- Was zum Entspannen
- Komplexe Synthesizer im Hintergrund, die man nicht suchen muessen sollte (Test fuer Audiokompression)
- Alan Taylor - For Those we knew
- Ein textlich und musikalisch starker Song, dem die Audioanlage genug Raum und Kraft verleihen sollte.
- Im zweiten Teil muss Gaensehaut entstehen, dann ist alles genau richtig.
- Marcelo Alvarez et.al. - Dovunque Sarai
- Dynamik, Frequenzspektrum, emotionale Spannung und akkustisch hoechst komplex.
- Der Titel verzeiht nichts! Schwaechen der Hochtoener zeigen sich genau so schonungslos wie schlecht abgestimmte Frequenzweichen
- Testet durch seine hohe Dynamik und den Frequenzumfang gleich mal den ganzen Raum mit (entsprechender Pegel vorausgesetzt)
- Yanni - Deliverance
- Klar, klassische Streicher und Blaeser waren schon vertreten, aber Yanni arbeitet gerne mit etwas exotischeren Instrumenten, auch die sollten mal gehoert worden sein.
- Chris Rea - The Road to Hell Parts 1 and 2
- Eine Schande, dass im Popradio immer nur der zweite Teil gespielt wird, dabei ist das Intro so eine herrliche Einstimmung
- Teil 1 zeigt, wie gut sich Stimmen und Athmosphaere darstellen lassen
- Teil 2 drueckt auf einer entsprechenden Anlage so richtig (Bach!), aber es gewinnen natuerlich nur Setups, in denen weder das Klavier absaeuft noch die lebhaften, leicht nassen Becken des Schlagzeugs untergehen.
- Allan Taylor - The Beat Hotel
- Muss ich dazu wirklich was schreiben?
- Okay: Stereoabbildung, Basskraft, Praesenz von Stimmen (und auch noch der von Allan Taylor), akkustische und elektrische Gitarren, ein Saxophon und Atmo, Atmo, Atmo!
- Rage Against the Machine - Killing In The Name
- ALLER HASS DER WELT IN DEINE FRESSE! (Sonst ist die Anlage zu leise)
- Komplexe Gitarren, stark komprimierte Drums und die Stimme von Saenger Zack de la Rocha sollte auch gut dargestellt werden.
- Und wie Bach schon sagte: Der Bass muss Ficken!
- Parov Stelar - All Night
- Der unangefochtene Nummer 1 Hit der Electroswing-Bewegung glaenzt durch seine Komplexitaet
- Der Bass ist poptypisch ziemlich fett abgemischt, was die Frequenzweiche schoen stresst
- Sagte ich Frequenzweiche? Mit dem Song glaenzen grosse Breitbaender ebenso wie Studiokopfhoerer
- Lionel Richie feat. Darius Rucker - Stuck on You (Vom Tuskegee-Album)
- Super-Praezise aufgenommene Stimmen
- Lebhafte Gitarren
- Eher zurueckhaltende Drums
- Dafuer Glissando auf der E-Gitarre
- Phil Collins - Easy Lover
- Auch, wenn ichs nicht mehr hoeren kann, fehlen darf das natuerlich nicht.
- Es drueckt, es rauscht, es zieht und dann wird auch noch mehrstimming Gesungen.
- Man hasst es oder man liebt es - und trennt damit die Spreu vom Weizen oder viel mehr die mumpfingen von den lebhaften Speakern
- Eingeschraenkt auch als Test fuer AAC/MP3 gegen FLAC/CD geeignet, zumindest wenn man sich auf die Gitarren konzentriert
- Billie Eilish - Bad Guy
- Wie Bach schon… Okay, wisst ihr jetzt ja.
- Extrem fett und maximal 0,002 dB vom Clipping gemastert.
- Wieviele Tracks sind zu hoeren? Wie deutlich werden die verschiedenen Elemente wiedergegeben?
- Packt der Sound einen oder laeuft man lieber weg?
- Libera - How Shall I Sing That Majesty
- Nachdem alle anderen Titel dieser Liste in normalen Tonaerten daherkommen, hier mal was Hypophrygisches.
- Keine Gnade fuer die Hochtoener. Also wirklich, so gar keine. Hier zeigt sich jede Schwaeche einer Frequenzweiche (Breitbaender or GTFO)
- Der Bass muss praesent sein, auch wenn er hier nicht wie in ueblicher Popmusik mit Kompression und EQ fuer normale Anlagen vorbereitet wurde.
- Die Komplexitaet steigt etwa ab der Haelfte ueberproportional an und laesst zum Ende hin kaum nach, da den Gesang Streicher und Synthesizer-Pads sowie eine eher verhalten abgemischte Orgel unterstuetzen.
- Eagles - New Kid In Town
- Hotel California ist ein schoenes Stueck, aber ist so ausgelutscht, dass einfach was aus den 70ern gefehlt hat.
- Klar, geradlinig und Radioweckerkompatibel
- Auf einem guten Kopfhoerer entdeckt man aber spannende Nuancen
- Einfach mal vergleichen, ob viel oder wenig Pegel notwendig ist, um das Stueck richtig rueberzubringen
- Jennifer Rush - Destiny
- 80er Pop und zwar so richtig
- Solides Bassfundament, sparsam effektierte E-Gitarre und Heidi’s unfassbar tolle Stimme
- Gregory Porter - Hey Laura
- Eine der besten aktuellen Blues-Aufnahmen
- Natuerlich gehts auch hier ganz besonders um die Stimme von Gregory Porter.
- Man hoert so richtig, dass das Schlagzeug “klassich” gespielt wurde, ausser der MP3-Encoder hat Kartoffelbrei draus gemacht.
- Fettes Saxophon-Solo, muss man sich einfach mal goennen.
- Imogen Heap - Just for now
- Mehrstimmiges Falsett, ein breites Bassfundament und diverse Instrumente, die im Raum zu fliegen scheinen - und das ist erst der Anfang.
- Die Drums sind quasi leicht druebergestreut wie Zimt und Zucker auf dem Milchreis
- LFO - LFO (Leeds Warehouse Mix)
- Mark Bell und Gez Varley hatten Anfang der 90er versucht auszuloten, was die tiefsten Frequenzen sind, die sich auf kommerziellen Medien wie Vinyl, CD oder Tape wiedergeben lassen. Herausgekommen ist der Namensgebende Track LFO, der super dazu taugt, den Wirkungsgrad von Subwoofern in Transmission-Line-Bauweise zu demonstrieren (vorher Glaeser vom Tisch!).
Das solls gewesen sein, mit der Auswahl ist man gut und gerne zwei Stunden mit Testen beschaeftigt. :)